Tagesanzeiger vom 11.12.2009

Bericht von Nicole Roos

Anonymes Testessen von Gastrokritikern

A point régional Alders Restaurant, Aathal

Im aktuellen Kinofilm «Giulias Verschwinden» wirkt Alders Restaurant einiges kleiner, als es in Wirklichkeit ist. Im Februar drehte Regisseur Christoph Schaub während dreier Wochen in der ehemaligen Streiff-Kantine Bauelehof in Aathal die Restaurantszenen. Dazu baute die Filmcrew eine stilvolle Restaurantkulisse in Blau und Silbertönen und hängte Bilder wie Botticellis «Geburt der Venus» auf.

Olivier Alder, der mit seinem Vater Walter das Restaurant führt, konnte die Kulisse nach dem Dreh übernehmen. Seither können seine Gäste am Originalschauplatz des Kinofilms speisen. Die Atmosphäre gefällt offenbar nicht nur uns. Das Restaurant ist an diesem Samstagabend bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Wir beginnen unser Dinner mit je einem Nüsslisalat nach Art des Hauses mit Speck, Pilzen und Croutons (12.50 Fr.). Serviert wird ein knackiger Salat, der Speck ist sogar noch lauwarm. Man merkt, dass bei den Portionen nicht gespart wird. Auch beim Hauptgang zeigt sich das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Meine Tagliatelle Waldmeister mit Hirschgeschnetzeltem und Preiselbeeren (22.50) lassen keine Wünsche offen. Die Nudeln sind wie in der Speisekarte vermerkt hausgemacht, und die Cognac-Rahm-Sauce ist sämig, ohne mastig zu sein.

Auch mein Gegenüber lobt seinen Hauptgang. Es ist ein Rindsfilet mit Blumenblüten (46.50) überbacken, dazu serviert Alder ebenfalls Nudeln. Das Fleisch ist zart und angenehm gewürzt.

Negativ findet mein Begleiter einzig, dass zum Fleisch kein Gemüse gereicht wird. Dazu trinken wir einen Montes Alpha 2006 aus Chile (49 Fr./7dl). Nach dem Hauptgang erkundigen sich die Gastgeber Olivier und Walter Alder, ob es uns geschmeckt hat. Wir bejahen. Zum Dessert bestellt mein Begleiter ein hausgemachtes Caramelköpfli (7.50), und ich wähle den Eiscafé (9.50). Das Caramelköpfli schmeckt zwar fein nach Caramel, ist aber durchschnittlich im Vergleich zu meinem Eiscafé. Die mit frischem Expresso angereicherte Glace entfaltet ein herrliches Kaffeearoma. Während ich die Kreation genussvoll auf der Zunge zergehen lasse, bettelt mein Gegenüber darum noch einmal einen Löffel kosten zu dürfen. Doch ich bleibe hart, es ist einfach zu lecker.

Nicole Roos